Kochen am Mars - Wie alles begann
Es war einmal... - Mein Weihnachtsmärchen 2017
Das Handy läutet, eine unbekannte Linzer Nummer ruft an. Ich hebe ab und höre die Stimme meines ehemaligen Studienganglehrers Klaus Nigl, M.A.. Nach dem wir uns nachträglich frohe Weihnachten wünschten, klärt er mich über sein Anliegen auf.
An den genauen Wortlaut kann ich mich nicht mehr erinnern, aber er ging ungefähr so:
„Der Studiengang Diaetologie wurde vom Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) angefragt einen Speiseplan für die Analog-Astronautinnen und -Astronauten für das Projekt AMADEE-18 im Oman auszuarbeiten.“
'The Big Bang Theory' lässt grüßen
Im ersten Moment hielt ich es für einen verspäteten Aprilscherz. Ich fragte nochmal nach, aber es blieb dabei – ein Speiseplan für AstronautInnen soll erstellt werden. Ich fühlte mich, als ob ich in der Serie ‚The Big Bang Theory‘ mitspielen würde.
Klaus erzählte mir, dass er es zu beginn auch nicht glauben konnte. Informationen zum Projekt AMADEE-18 fand man aber zu dieser Zeit auch im Internet. Es konnte sich also nicht um einen Scherz handeln.
Durch die Weihnachtsfeiertage und den geringen Zeitraum für die Ausarbeitung, suchte der Studiengang Diaetologie einen Kooperationspartner für dieses Projekt. Glücklicherweise durfte ich diesen Part übernehmen.
Mir war klar, es wird viel Arbeit und andere Aufgaben müssen warten, aber wie oft bekommt man eine solche Möglichkeit?
Das Abenteuer 'Kochen am Mars' begann
Ohne einer klaren Struktur vor Augen machte ich mich Anfang Jänner 2018 auf den Weg zum FH-Standort in der Linzer Innenstadt. Dort angekommen, besprochen Klaus und ich die jeweiligen Aufgaben:
- Soll-Werte der Nährstoffe festlegen
- Flüssigkeitsbedarf berechnen
- Speiseplangestaltung für den Zeitraum 31. Jänner bis 3. März 2018 ausarbeiten
- Rezepturen ausarbeiten und berechnen
- Einkaufsliste erstellen
Meine Hauptaufgaben bestanden darin die Speisepläne, die Rezepturen und die Einkaufsliste auszuarbeiten. Soweit so gut, jedoch kamen noch ein paar Herausforderungen dazu. Eine davon war, alles auf Englisch zu verfassen. Gott sei Dank gibt es mittlerweile gute Übersetzungsprogramme als Hilfestellung. 😉
Ein weiterer Berücksichtigungspunkt war, den Speiseplan an die Bedürfnisse aller Projekt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer anzupassen. Folgende Angaben mussten berücksichtigt werden:
- Vorhandene Intoleranzen, Unverträglichkeiten und Allergien mussten beachtet werden.
- Auf Aversionen (Abneigungen) wurde Rücksicht genommen.
- Auch der religiöse Hintergrund wurde bei der Lebensmittelauswahl bedacht.
- Die Ernährungsweise des Veganismus wurde in Form eines eigenen Speiseplan berücksichtigt.
- Die Beachtung der Koch- und Lagermöglichkeiten vor Ort (Feldküche, wenig Kühlmöglichkeiten) und die Kochkenntnisse der Crew gehörten ebenfalls dazu.
Nachdem die Aufgaben verteilt wurden und die Details geklärt waren, legte ich mir zuallererst einen Wochenstrukturplan an. Wie oft sollte es Fleisch, Fisch, eine Süßspeise und etwas Vegetarisches geben? Die Häufigkeiten richteten sich nach den aktuellen Ernährungsempfehlungen.
- max. 2-3 x pro Woche Fleisch und Wurstwaren
- mind. 2 x pro Woche Fisch
- max. 2 x pro Woche Süßspeisen als Hauptspeisen
- restlichen Speisen sind vegetarisch
Für den veganen Speiseplan galt natürlich alles ohne tierische Produkte auszuarbeiten.
In Summe verfasste und berechnete ich Rezepte für 97 Hauptmahlzeiten mit den veganen Alternativen.
Süßigkeiten und Knabbergebäck durften nicht fehlen
Keine Verbote gab es für Süßigkeiten und Knabbergebäck. Die AMADEE-18 Crew sollte auf die Genussmittel nicht verzichten müssen. Aus diesem Grund wurden diese bewusst in kleiner Menge pro Tag dem Speiseplan hinzugefügt.
Da Essen etwas emotionales ist, wurden auch typische Gerichte wie Pizza, Pasta und Burger in den Speiseplan integriert. Vegane Adaptierungsmöglichkeiten gab es genug: Pizza mit eingelegtem Gemüse, Spaghetti aglio olio, Linsenburger u.v.m.
Rückmeldungen zu Kochen am Mars
Nach einer intensiven Ausarbeitungszeit war ich schon sehr gespannt, welche Rückmeldung wir von den Analog-Astronautinnen und -Astronauten bekommen. Klaus stand als Studiengangsleiter die ganze Zeit mit dem Österreichischen Weltraum Forum in Kontakt. Von ihm und einer Mitarbeiterin des ÖWF erhielt ich folgende Informationen:
„Die Ernährung war abwechslungsreicher als zu Hause.“
„Über die tägliche Genussportion freute sich die Crew besonders.“
Eine solche Rückmeldung hört man natürlich gerne. 🙂
Herzlichen Dank für das Vertrauen und diese Erfahrung!
Ich möchte mich hier nochmal bei der gesamten FH Gesundheitsberufe OÖ, Studiengang Diaetologie bedankten. Besonders Klaus Nigl, M.A. für sein Vertrauen und die wertvolle Erfahrung, die ich mit dem Projekt machen durfte. Ein herzlicher Dank gilt auch einer Berufskollegin, Sonja Grünzweil, BSc MA. Sie unterstütze mich tatkräftig bei den Berechnungen und der Einkaufsliste.
Ich würde mich freuen, wenn es zu einem Kochen am Mars 2.0 kommt. 🙂
Meinen ersten Blogbeitrag zu diesem Thema finden Sie unter folgendem Link. Weitere Details von der FH Gesundheitsberufe finden Sie hier. Die Informationen vom Österreichischen Weltraum Forum zur AMADEE-18 Mars Simulation erhalten Sie auf dieser Seite.