Fasten oder nicht Fasten, das ist hier die Frage
Jedes Frühjahr liest und hört man von den verschiedensten Fastenkuren. Gibt man in die Suchmaschine das Wort „Fasten“ ein, erhält man in wenigen Sekunden 37 200 000 Beiträge dazu. Der absolute Wahnsinn. Darunter befinden sich intermittierendes Fasten, Intervall- oder Heilfasten, um nur wenige zu nennen. Ich möchte dir einen kleinen Überblick der Fastenmöglichkeiten aufzeigen und meine persönlichen Ansichten mitgeben. Denn Fasten muss nicht immer nichts essen bedeuten.
Was bedeutet Fasten überhaupt?
Laut den Leitlinien der Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung, ist Fasten der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für eine begrenzte Zeit. Bei korrekt durchgeführtem Fasten bleibt man Leistungsfähig ohne zu Hungern. Die Betonung liegt hier bei der KORREKTEN DURCHFÜHRUNG. Hier ist einiges zu beachten, damit du dich und deinen Körper nicht langfristig sogar schädigst oder dich in Gefahr der Unterversorgung bringst. Die Kontraindikationen findest du weiter unten im Beitrag.
Folgende vier Aspekte liegen dem Fasten zugrunde:
- vollständiger Verzicht auf Lebens- und Genussmittel für eine begrenzte Zeit (5 Tage bis 5 Wochen) mit anschließendem schrittweisen Kostaufbau
- reichlich Flüssigkeitszufuhr von mind. 2,5 l pro Tag
- regelmäßige Darmentleerung
- ausreichend Bewegung und Ruhe im Wechsel
Was passiert, wenn wir nichts essen?
Unser Körper hat im Laufe der Evolution gelernt mit den körpereigenen Reserven über die Runden zu kommen, wenn es einmal nichts zu essen gibt.
Zu Beginn werden unsere Kohlenhydratspeicher (Glykogen) in der Leber zur Energiegewinnung herangezogen. Dieser Speicher ist nach ca. einem Tag verbraucht. Danach muss aus den vorhandenen Eiweißreserven neue Kohlenhydrate (Glucose) gebildet werden. Gemeinsam mit dem Fettdepot ist unser Körper trotzdem eine Zeit lang überlebensfähig. Bei diesem Stoffwechselvorgang entstehen Ketonkörper. Ohne eine gleichzeitige Insulinausschüttung und ausreichend Flüssigkeit, kann es zur Ketoazidose kommen, die lebensbedrohlich ist.
Wusstest du, dass man diesen Stoffwechselvorgang sogar riechen kann?
Die Ketonkörper werden über den Urin, aber auch die Atemluft ausgeschieden. Der süßliche Geruch erinnert an überreifes Obst oder auch an Nagellackentferner.
Hält dieser Zustand nur eine gewisse Zeit an, ist es für gesunde Menschen kein Problem. Durch die natürliche Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse bleibt der Blutzuckerspiegel im Normbereich. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, damit das Azeton über den Urin ausgeschieden werden kann. Das gilt nicht für Typ 1 Diabetiker. Durch das fehlende Insulin steigt der Blutzuckerspiegel sehr stark an und es kommt zum Überschuss der Ketonkörper im Blut und zur gefährlichen Übersäuerung.
Genau aus diesem Grund habe ich vorab schon betont, dass eine korrekte Durchführung wichtig ist und Kontraindikationen beachtet werden müssen.
Kontraindikationen für das Fasten lt. Lützner
Fasten ist nicht für jeden geeignet. Bei manchen Krankheiten wird auch aus medizinischer Sicht ein absolutes Verbot ausgesprochen. Die folgende Liste gibt dir einen Überblick der Kontraindikationen. Falls du dir nicht sicher bist, dann kannst du dich gerne bei mir melden.
Intervall-, Heil- oder Intermittierendes Fasten?
Fasten ist nicht gleich Fasten. Es gibt ganz viele verschiedene Fastenarten. Ein paar möchte ich dir hier vorstellen:
Heilfasten nach Buchinger
Diese Fastenform wird ärztlich betreut und stationär mit einem multidisziplinären Team durchgeführt. Sie wurde vom Arzt Otto Buchinger (1878 – 1966) in Mitteleuropa geprägt und berücksichtigt die drei Dimensionen des Fastens:
- körperliche Dimension
- soziale Dimension
- spirituelle Dimension
Beim Heilfasten wird nur wenig Nahrung über ¼ l Gemüsebrühe, ¼ l Obstsäfte und 30 g Honig pro Tag zugeführt. Daneben ist eine individuelle Ernährungsberatung, Bewegungs- und Physiotherapie, sowie Psychotherapie und integrative Medizin Teil des Konzepts.
Intervallfasten vs. Intermittierendes Fasten
Wie der Namen schon verrät, geht es um Intervalle. In manchen Literaturen wird Intervallfasten und intermittierendes Fasten auch synonym verwendet. Dabei wird tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet. Ich stelle dir hier die Definitionen nach Dr. Walle vor.
Beim Intervallfasten wird die Nahrungszufuhr auf 8 Stunden begrenzt und die übrige Zeit (bis zu 16 Stunden) gefastet. Unter intermittierendem Fasten versteht man das Einhalten von zwei Fastentagen pro Woche, auch bekannt als „2 zu 5 Diät“. Es gibt auch das 10-in-2-Modell, wo nur jeden zweiten Tag gegessen wird.
Leberfasten nach Dr. Worm
Das Leberfasten wird über zwei Wochen durchgeführt. Basis ist das drei Mahlzeitenprinzip, wo Eiweiß-Shake mit Haferballaststoffen (v.a. β-Glucanen) und viel Gemüse und Wasser zugeführt wird. Empfohlen wird diese Form des Fastens bei:
- nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD)
- nicht-alkoholischer Fettleberhepatitis (NASH)
- Insulinresistenz, PCO-Syndrom
- Typ-2-Diabetes mellitus und Prädiabetes
- Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen
- Adipositas und metabolischem Syndrom
Fasten für gesunde und was Schlacken damit zu tun haben
Die Reinigung des Körpers von Giften und Schlacken ist ein beliebter Grund fürs Fasten. Vor allem nach dem Winter ist der Drang, für viele sich zu entlasten, groß.
Fakt ist, dass ein gesunder Körper in der Regel alle Stoffwechselabbauprodukte von selbst abbaut. Darm, Leber, Niere, Haut und Lunge arbeiten hier als Ausscheidungsorgane Hand in Hand zusammen.
Du kannst deinem Körper trotzdem etwas Gutes tun, indem du zum Beispiel:
- 1 Glas Wasser mehr trinkst
- mehr Gemüse in deine Speisen einbaust
- weniger Fleisch und Wurst isst
- an die frische Luft gehst
- zu dir selbst liebevoll bist
Du möchtest Hilfe dabei? Sehr gerne helfe ich dir, eine nachhaltige und ausgewogene Ernährung ohne jeglicher Verbote in deinen Alltag zu integrieren. Sei es in Form eines Gesundheitschecks oder einer längerfristigen Betreuung. Vielleicht ist auch mein E-Book „Hast du gepupst – Dein Fahrplan für eine angenehme Verdauung“ wonach du suchst. Melde dich gerne bei mir.
Meine persönlichen Ansichten zum Fasten
Ich will ganz ehrlich zu dir sein. Ich bin kein großer Fan vom Fasten, also dem vollständigen Verzicht auf Nahrung. Mit stündlich begrenztem Fasten oder dem Leberfasten nach Dr. Worm habe ich in meiner Praxis aber schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Entscheidend ist aber, dass es zu dir und deinem Lebensstil passt.
Viel lieber ist mir eine positive Formulierung, denn Fasten heißt nicht immer nichts essen. Es gibt auch andere Möglichkeiten des „Fastens“: Plastikfasten, Social Media Fasten, Konsumfasten etc. Aber auch andere Ziele sind für die Fastenzeit möglich. Letztes Jahr habe ich mir vorgenommen jede Woche mindestens einmal Laufen zu gehen und ich bin nun kein Fan vom Laufen. 😉 Ich habe es durchgezogen und mittlerweile gehe ich bis heute regelmäßig Laufen. Und es macht mir sogar Spaß.
Egal für was du dich entscheidest, bitte vergiss nicht:
Hast du Fastenerfahrungen?
Teile sie mit mir und stell gerne auch Fragen.
Lies hier weiter:
Quellen:
Fotos und Grafiken: Canva ©Diaetologie Eberharter Petra
Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V., Fastentherapie und Ernährungsmedizin: https://aerztegesellschaft-heilfasten.de/faqs/ (Stand. 12.02.2021)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Diäten und Fasten, Intervallfasten: https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/intervallfasten/?L=0 (Stand 12.02.2021)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Diäten und Fasten: https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/ (Stand 12.02.2021)
Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Fasten: https://www.oege.at/index.php/bildung-information/ernaehrung-von-a-z/2336-fasten (Stand 12.02.2021)
Stange R, Leitzmann C., Ernährung und Fasten als Therapie, 2. Auflage, Springer Verlag, 2018.
Walle H, Geheimrezept Eiweiß, Leicht abnehmen mit der Bodymed-Methode, 1. Auflage, riva Verlag, 2019.